Es muss die Hölle sein für die Musikstudentin, die ihre Violine im Zug liegengelassen hat, in einem Moment geistiger Abwesenheit. Klar, wir alle haben schon in solch schwachen Sekunden mal einen Pulli oder ein Pack Zigaretten (gut, heutzutage ja nicht mehr) oder sogar ganze Handtaschen (räusper) unserer Nachwelt hinterlassen. Ich kann also gewisses Schulternzucken völlig verstehen. Nun, man soll sich jetzt aber mal vorstellen, man vergesse seinen Porsche im Zug. Das wäre ja der helle Wahnsinn, weil der ebenso wahnsinnig teuer ist. Wer diesen eigenartigen Gedankengang nicht ganz nachvollziehen kann, dem habe ich eine Erklärung parat, diese Violine kosten nämlich gemäss Suchaufruf im Radio Energy genau so viel wie das potenzsteigernde Objekt. Es ist völlig nachvollziehbar, dass besagte Studentin alles daran setzt, ihr Instrument wieder zu finden, weniger verständlich findet man allerdings, dass der hohe Wert dabei immer wieder so betont wurde. Die Möglichkeit, Hand auf unsere Herzen, dass die Violine ausgerechnet bei einem ehrlichen und gewissenhaften Menschen landete, ist nicht naturgemäss gegeben. Es besteht vielmehr die Chance, dass der Finder just in dem Moment seine Meinung über seine moralischen Vorstelllungen änderte, in dem er bemerkte, dass das Instrument ihm zu Luxusferien und/oder einer schöneren Wohnung verhelfen könnte. Das ist fies und misstrauisch? Nein, das ist das Bauchgefühl, das beim Hören dieser Durchsage entstand. Und man hatte eine schleichende Vorahnung, dass es der Suchenden wohl gleich erging, als sie hoffnungsvoll die Nachrichten hörte. Man konnte nämlich beinahe das Auftreffen ihrer Hand auf ihrer Stirn hören.
Schlussendlich bleibt nur zu hoffen, dass die Geschichte noch eine gute Wendung nimmt, und des Finders Herz schlussendlich genug erweicht wurde. Oder die Geige ganz einfach in Bern im Fundbüro landete. Das gibt es nämlich auch.
Fazit: Vertrauen ist gut, auslassen von Tatsachen manchmal besser
Ja, ich hätte vielleicht den Wert auch nicht gleich rausposaunt…Hoffe die Dame ist versichert?
Bleibt nur zu hoffen, dass auch ein weniger ehrlicher Finder keine Lust hat Nachforschungen zu erstellen, wie man denn genau sündhaft teure Violinen verhökert (ebay?) und sich mit einem saftigen Finderlohn zufrieden gibt…Jetzt wo ich dran denke, das wär vielleicht der bessere Anreiz gewesen im Radioaufruf als Appelle an die Moral des Finders?
Liebste Aena,
Ja, ich denke auch, dass der Finder eher in richtung Finderlohn hätte getrieben werden sollen. 😀
Und: Bisher stand nix mehr in der Zeitung, ob denn nun die Geige den Weg zur Besitzerin gefunden hat. Vielleicht wurde Sie (die Besitzerin) gleich noch gekidnapped – das gibt noch mehr Kohle.
So, bevor ich in die Hölle komm, hör ich doch einfach auf, zu schreiben. 😉