Die Tropfen trommeln den Takt zum Einläuten des jungen Tages, die grauen Böden glänzen vom Auffangen des Regens wie Silber, das sich seine Form verändern kann und Ringe zaubert. Die Scheiben beschlagen – nur undeutlich erblickt man ein vorbeiziehendes farbiges Ballet von Regenschirmen, sich drehend, improvisiert und doch perfekt in der Choreographie, es wird sich auflösen, und später wieder neu zusammfügen. Es ist still, alle sind noch müde und lauschen andächtig dem Rauschen des Windes und dem leisen Donnern der Tramgeleise, niemand bemerkt, wie sich die Sihl zum reissenden Fluss entwickelt und die Bäume sich im Regen wiegen, mit ihrem satten Grün den einzigen Farbfleck im grauen Asphalt Zürich bildend. Man sehnt sich nach drinnen, und das einzige, das an den Sommer erinnert, ist der Geruch von warmen Strassen und der Anblick von vereinzelten, braungebrannten Mitmenschen, und Damen, die auf Zehenspitzen durch Pfützen waten, weil sie sich nicht von ihren Schühchen trennen wollten.
Zwar kann man sich darüber beschweren, nicht draussen sein zu können, heute Abend. Tief im Innersten ist es doch auch angenehm, sich mal zu verkriechen, ohne ein schmerzendes Gewissen, oder mit dem nagenden Gedanken, was zu verpassen. Die Sonne wird bald wieder erstrahlen und der Regen ist vergessen…