Der erste Blick
Ein wunderschöner Mai-Morgen. Mein Liebster und ich folgen, vom Jetlag geplagt, dem frühmorgendlichen Tipp eines Eingeborenen, dass wir den Sonnenaufgang auf der Brooklyn-Bridge erleben sollen. Sein Zustand muss trotz Freinacht voller Herz gewesen sein – Denn der Tipp war gut! Der Beste der ganzen Zeit in NYC! Nach dreissig Minuten Spaziergang durch das wirklich liebliche Brooklyn gelangten wir endlich auf die Brücke – Und nach dem Überwinden des Schocks, dass wir den Schriftzug „Watchtower“ so lange anschauen mussten, kam die Magie. Langsam tauchte sie auf, vor dem eisblauen Himmel, die Skyline des Financial Districts. Ein so lange ersehnter Anblick, der in Echt noch viel imposanter ist. Gänsehaut und für immer unvergesslich! Ganz ehrlich!
Skyscraper National Park
Südspitze Manhattans
Super-Zoom auf Mid Town
One of the most walkable cities
Das taten wir. Schlendern. Laufen. Rennen. In verschiedenstem Schuhwerk, zu den unterschiedlichsten Zeiten und natürlich in den unterschiedlichsten Zuständen. Nein, damit meinen wir nicht Drogen. Das braucht man in dieser Stadt nicht wirklich, da man schon vor lauter Eindrücken beduselt wird. Okay, ein bisschen Alkohol war im Spiel. Aber nicht mehr – versprochen.
Da laufen wir also mit offenem Mund durch die Stadt – Jeden Tag – Und stellen fest, dass sich das Erlebnis enorm von den Erwartungen unterscheidet. Nirgends finden wir die Gefahren und die berüchtigten rauhen Ecken. Die wurden schon längst an den Rand der Stadt verdrängt. Es blüht die Gentrifizierung mit ihren Sonnen- und Schattenseiten. Alles wurde aufgeräumt und aufgerüscht – Wunderschön authentisch und malerisch. Es wurde viel bewegt und gebaut (Siehe High Line), entdeckt (Roof Tops) und neu erfunden (Urban Gardening) und entfernt (leider auch die berühmten Graffitis). Ecken, die man vor zwanzig Jahren nur auf eigene Gefahr betreten durfte, sind nun gesäumt von schnuckeligen Häuschen und schnörkeligen Parks. Dort, wo Junkies in Ruinen hausten, kaufen sich Jogger und junge Eltern im Starbucks ihren „Sugar Free Non Fat Vanilla Latte“ oder lassen sich in einem Spa den Stress ihrer zwei Jobs wegmassieren. In der Subway bekommt man aufgrund des Hipster-Aufgebots höchstens noch eins auf die Augen als auf den Kopf. Es ist traurig und erleichternd zugleich zu wissen, dass viele Menschen mit Hilfe der Stadt und gemeinnützigen Organisationen einen gewissen sozialen Aufstieg geniessen konnten und man in Sicherheit leben kann. Aber auch herzzerreissend das Bewusstsein, dass es immer Menschen gibt, die es nicht schafften – Und wohl irgendwo in Richtung JFK oder in den Projects im Elend leben. Oder Tag und Nacht arbeiten müssen, um sich die Miete leisten zu können. Wir haben die Ecken gesehen – Bowery, East Village, ABC City, Lower East Side, Times Square, Brooklyn im Allgemeinen – Und alles war gut – Bunt, lebhaft und multikulturell. Im Vergleich zum heutigen Westen (GreenwichVillage/Soho etc.) zwar noch rauh – Aber brav im Vergleich zu früher. Wir waren zwar nicht in Harlem und in der Bronx (zwei Wochen haben nicht gereicht), aber gemäss Zeugenaussagen müsse man dort unbedingt mal hin und das sei heute möglich, ohne in die Schusslinie eines Gang-Kriegs zu geraten. So, zur Auflockerung noch ein wenig Bildmaterial:
Soho
Park Slope, Brooklyn
Ausblick von der High Line
Lower East Side
Lower East Side
Oberflächliche Menschen – Ein seltenes Gut in NYC
Zumindest für uns. Gefüllt mit Vorurteilen begibt man sich in New Yorker Gesellschaft, und wird von deren Offenheit fast überrollt. Es wurde einem fast schwindlig ob der Gastfreundschaft unserer neuen Freunde – Und am Schluss mussten alle mit den Tränen kämpfen. Ich bin selten so offenen und warmherzigen Menschen begegnet – Es fühlte sich alles so flauschig an – Als würde man von Mami in eine warme Decke gewickelt. Ein kühner Vergleich, ja. Aber genau so ein Eindruck hat es hinterlassen.
Mag sein, dass die New Yorker nicht immer auftauchen, wenn sie es sagen. Oder einfach erst einen Tag später. Oder auch gar nicht (Wobei man bei Letzteren fast froh ist). Sie lassen einen durch ihre erfrischende und lebendige Art den Ärger vergessen, den sie bei uns Uhrmacher-Schweizer verursachen, weil gerade nicht alles nach Plan verläuft. Wenn man die Court Street hinunterschlendert und und sämtliche Laden- und Restaurant-Besitzer einem zuwinken – Dann fühlt man sich fast unheimlich zuhause. So viel Dorfcharakter kann einem als Zürcher-Tierchen ja fast zuviel sein!
Die New Yorker scheinen längere Tage zu haben als wir – Nonchalant schaukeln sie ihre Jobs, besuchen abends mit Freunden noch eine Bar, nachdem sie noch ein bisschen Sport getrieben und ihre Hütte aufgeräumt haben. Dabei tritt eine solche Entspanntheit zutage – Es grenzt fast schon an Frechheit. Und dennoch möchte man so viel wie möglich von der bunten, relaxten Art aufsaugen und als wertvolles Souvenir nach Zürich tragen – Wir können es brauchen!
NYC! We love thee!
Ach ja, Tipps:
Tourifallen wie: Rooftop Bar 230 fifth Ave; High Line, Einkaufen in China Town, Bowery. Essen an der Smith Street in Brooklyn (ab Bergen Street in Richtung Norden) und bei Palo Cortado an der Court Street, Chillen im Central Park und Spazieren im Prospect Park. Brunchen in der Lower East Side. Staunen auf der Staten Island Ferry. Häuser gucken in Greenwich Village. Menschen gucken im Washington Square Park, sich aufregen auf der Fifth Avenue und auf dem Broadway. Hochhäuser gucken (überall, wo es sie gibt). Auf das Empire State Building. Und überhaupt: Essen, essen, essen.
Wer mehr Info will, muss mir schreiben.