Erst liess man sich berieseln mit funky Sounds, vielleicht unbekannt, da man das neueste Album zuvor noch nicht gehört hatte, langsam wippte man mit, noch etwas gehemmt und auf leisen Sohlen, und doch voller Erwartung. Sie lächelte ihr breites Lächeln, das einen sofort mitriss und zwang, es ihr gleich zu tun. Man merkte, dass ihr Talent die Poesie ist, ganz fein und unaufdringlich webte sie ihre Geschichten zwischen die Lieder, wie ein goldener Faden durch Samt, lasziv, zum Bersten sexy und doch ganz mädchenhaft. Langsam übernahm ihre Stimme die Macht über einen, mal ganz leise und tief, dann wieder hoch, wie der erste morgendliche Sonnenstrahl, der sich golden und hell durch die Wolken kämpft. Gerne liess man die Gänsehaut über den Körper rieseln, man selbst wurde ihre Stimme, ihre Musik, ihr Lachen. Immer wieder tauchten persönliche Favoriten auf: A Long Walk, und man spazierte mit, oh ja, mit Tränen in den Augen. Die Stimmung stieg auf den Siedepunkt, sogar die Zürcher Tierchen vergassen ihre Zurückhaltung für einmal und bewegten sich alle in ihrem eigenen Rhythmus, tobten, oder schlossen die Augen. Whatever. Sie durfte nicht aufhören, man rief sie zurück, um ihre Honigstimme noch einmal zu hören. Yeah, It’s Love, man glaubte schon gar nicht mehr daran, aber es erklang, die Menge bildete eine wogende Welle und das Herz schlug höher. Ob es wohl noch käme, das Lied, das man sich insgeheim wünschte? He Loves Me, schmerzhaft in die Länge gezogen, einmal in erschütternder Sould-Diven-Manier gesungen, einmal in Oper-Version. Ah yeah, Jill, he loves you and we love you too, yes, we do! Was danach kam, war nur noch pure Freude, kombiniert mit verzücktem Lachen und hochgerissenen Armen, eine Zugabe, man hätte nicht einmal gewagt, im Stillen davon zu träumen. You just runnin‘ cross my mind, und du wirst es auch morgen und übermorgen noch tun. (ich übertreibe? Tja, wer nicht da war, war nicht dabei 😉 )
Musik
Gentleman – oh, du deutscher Reggaegott!
Er hat gestern den Sommer zurückgebracht mit seiner Honigstimme, einen in warme Gefilde befördert, Erinnerungen an lang vergangene Ferien in Jamaika geweckt und meiner Wenigkeit und deren Begleitung ein verzücktes Lächeln auf das Gesicht gezaubert. Der Abend hielt, was er versprach, das Feuerzeug wurde geschwenkt, Babylon verbrannt, die Hände nach oben gerissen, passiv-gekifft, das verlorene und panikartig gesuchte Haschbröckchen unserer Nachbarn an gewissen Schuhsohlen wiedergefunden und auf das Ganze noch mit einem Bierchen angestossen. Durchschnittsalter 18? Egal. Denn mit unserem Gekreische und Gehample fiel die erst kürzlich erlangte Reife so gar nicht auf. Mädels, nehmt euch in Acht!
Feiern unter Sternen und Beton
Wer gedacht hat, dass man bloss schlafende Landstreicher unter Autobahnbrücken findet, der hat sich vertan. Wer so richtig cool sein will (oder in Zürich-Sprache: Lääss) , der macht sich auf den Weg zu einer der zahlreichen illegalisierten Partys im Freien. Die Vorteile liegen auf der Hand, man gönnt den Lungen mehr oder weniger frische Luft (mal abgesehen von der Packung Kippen), bezahlt in den meisten Fällen keine Eintrittsgebühr, sieht den Sternenhimmel und merkt viel schneller als in einem der bösen Kellern, dass es aufgrund der immer extremer werdenden Helligkeit langsam Zeit wird, den Weg gen Hause einzuschlagen. Wie in jeder Lebenssituaion gibt es natürlich auch hier gewisse Kehrseiten. Man muss, das ist nun nicht übertrieben, erst einige Prüfungen bestehen, um an einen solchen Ort des Feierns zu gelangen. Man könnte diese kleinen Schikanen durchaus als Initiationsriten für die Erfüllung von erweiterten Partyansprüchen bezeichnen. Dass man überhaupt zu solch Informationen über ein Fest im Freien bekommt, rührt daher, dass man sich in irgendeiner Form a.) bei der richtigen Person angebiedert hat, oder b.) zufällig von einer der Eingeweihten gemocht wird, oder c.) eine Frau ist, und das mit überzeugend weiblichen Attributen. Das erinnert doch wieder unschön an diese Invite-Only-Feten und bedarf der Überwindung des eigenen Egos. Es sei denn, man erlangt diese Infos so oder so auf dem Internet, was in diesem Falle eher die Flyerverteilende Person etwas alt aussehen lässt. Diese Tatsache hinter sich gebracht, muss man den Standort bestimmen, den eigenen (will ich mich betrinken, oder nicht?) und auch den der Party. Gut möglich, dass es keinen Plan dazu gibt, und wenn, dann stimmt der mitnichten. Jedenfalls spürt man mit jedem hinter sich gebrachten Kilometer die Wichtigkeit des Versteckten und das Geheimnisumwobene einer illegalen Party immer mehr, abenteuerlich habens die Eingeweihten. Sollte man sich kurz vor dem Ziel befinden, aufgepasst: Es kann durchaus geschehen, dass die Zielgerade zum wohlverdienten Bier und zur muntermachenden Musik von einer Dorf-Chilbi versperrt wird. Da fragt man sich dann schon, wo die Organisatoren wohl noch überall die Finger drin haben. Ein OL für Erwachsene, der immerhin mit schöner Light-Show, leckeren Drinks und mehr oder auch weniger sympathischen Zeitgenossen belohnt wird. Eines wird sich jedoch nie ändern: Nur in der Gruppe fühlen sich Herr und Frau Zürcher wohl, sollte man solche Exemplare ohne Vorwarnung ansprechen, können Symptome beim Gegenüber auftreten, die entfernt an ein schüchternes Rehlein erinnern.
Fazit: Draussen feiern ist besser als drinnen..naja..
Fazit 2: Was der Zürcher nicht kennt, spricht er nicht an
Edit: Für alle Nicht-Schweizer: Chilbi = Kirmes = Jahrmarkt 😉
In Frieden ruhen lassen
Kam gerade zu dem Entschluss, dass man den Verkauf von Musik von toten Sängern und Sängerinnen verbieten sollte. Insbesondere gilt dies aufgetauten, wieder eingefrorenen und nochmals gekochten und durchgekauten Klassikern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Elvis sich schon einige Male im Grab herumgewältzt hat, beispielsweise. Wir feiern ja auch nicht die Geburtstage unserer Ahnen und kassieren die Geschenke für uns ein. Das würde man makaber finden und sich elendiglich dafür schämen.
Eine Ausnahme allerdings bilden die Vertriebe, die das Geld der Familie zukommen lassen oder für gute Zwecke spenden.
Alles andere schreit: AUSVERKAUF
Kein rundes Funken in Zoorich
Alle Jahre wieder verschlägt es ein bestimmtes Grüppchen von Freunden an die an sich herrliche Veranstaltung Rundfunk. Diese steht in diesem Jahr klar unter dem Stern „Schneller, grösser, und vor allem breiter“. Und so sehr meine Wenigkeit hinter diesem entzückenden Fest stehen kann, geben sich Oli und Konsorte doch solche Mühe um alles liebevoll herzurichten, konnte man deutlich feststellen, dass die grössere Fläche umso mehr Menschen anzog, an sich auch in vollster Ordnung, bloss dass es oftmals eher die ruppigere Sorte Mensch ist, die sich da tummelt. Man kann wirklich kein Verständnis dafür aufbringen, wenn man sieht, wie der gut situierte Zürcher und dessen weibliches Pendant zur Hochform auflaufen kann, wenn er/sie nicht binnen Sekunden das Kaltgetränk vor das verwöhnte Näschen serviert bekommt. Anstelle waltender Milde gegenüber der leicht gestressten Lage der Barmitarbeiterinnen, die zu dritt gegen ungefähr 200 Menschen antreten müssen, kehren sie ihre dunkelste Seite heraus, und machen das Leben der Mädels zur Mini-Hölle. Interessant daran ist ja, dass man so wieder einmal erkennen kann, dass wir einerseits tatsächlich nur für uns selbst schauen, wenn es hart auf hart kommt, sich andererseits die Gier der modernen Gesellschaft und deren Verhalten nicht unbedingt von den Neandertalern untscheidet. Wir sind einfach besser angezogen. Zumindest von unserem Blickwinkel her betrachtet. Man muss vielleicht gewisse Mitmenschen wieder einmal darauf aufmerksam machen, dass es uns einfach zu gut geht, wir folglich doch auch mal einige Minuten irgendwo auf unsere frisch erworbenen Güter warten können, kriegen tun wir sie ja so oder so problemlos. Ausserdem hat uns Mami doch schon erklärt, dass wir im Leben weiterkommen, wenn wir geduldig, offen und freundlich gesinnt sind. Ekstatisches Anbrüllen von Barpersonal, Augenverdrehen ob der Nachfrage der Bestellung,oder absichtliches mit Füssen treten der Mitwartenden kommen, so glaube ich zumindest, nicht im Erziehungsrepertoire unserer Mütter vor. Wobei man sich bei Letzterem durchaus nicht mehr so sicher sein kann.
So kehrt man abgekämpft und erhitzt zum vertrauten Grüppchen zurück, sich fragend, wann und vor allem WO genau das mit der Undankbarkeit und Unzufriedenheit in unserem sozialen Netz begonnen hat. Sicher, jeder hat mal einen schlechten Tag, es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass genau einige hundert Leute gleichzeitig ihre maulige Phase durchleben. Man könnte beinahe vermuten, man sei des vielen Socializens langsam überdrüssig und das vielseite Angebot von Vergnügungsorten zur Investition unseres Geldes mache uns nur noch verwirrt und trotzig. Es gibt natürlich Wege aus der Misere, man kann einerseits seine Empathie mal wieder aus der verstaubten Ecke holen und sie gegen das Ego eintauschen, oder einfach einmal die entzündeten Augen aufmachen und richtigen Freunden hallo sagen. Interessiert zu sein am Befinden anderer Menschen. Sich freuen, dass die Bäume grün bestrahlt werden und die Sterne doch noch eine Chance haben, mit ihnen um die Wette zu funkeln. Zu bemerken, dass der Drink trotzdem mundet, auch nach längerem Warten, weil man ihn in guter Gesellschaft konsumiert . Und einfach mal dankbar sein. AMEN.
Fazit: Lieber mit guten Freunden grillieren, als mit Unmut zu brillieren. Oder so.
Tanzen ist wie Schreiben..
Es mach die Seele frei, lässt die Augen leuchten und die Mundwinkel hochziehen. Vor allem, wenn die Verschmelzung des Körpers mit der Musik für einmal nicht in so verkokst verkorkst-/verklemmtem Umfeld stattfindet. Es lohnte sich also durch und durch, wieder einmal den langen, beschwerlichen Weg in die gute alte und rote Fabrik hinter sich zu bringen. Mit der richtigen Vorarbeit, will heissen ein wenig Rum gegen die Kälte und den Regen, ein wenig Sudoku für das Hirn (ja, ich liess es mir beibringen!), und Lachen für die Seele, geht das auch ganz gut. Mit der Wärme der Erinnerung an frühere Clubbing-Zeiten im Bauch, betrat man also die vermalten aber würdevollen Räume und wurde nicht von gähnender Leere empfangen. Dafür von einem Haufen sympathischer junger und alter Mittänzer, aus allen Ecken der Szenen Zürichs, und von einer Musikanlage, die dunkel an illegale Parties erinnerte. Baseballcaps tanzten mit Seidenschals, Punkfrisur mit Hippiehaaren, Goth-Röcke mit Stöckelschuhen. Man wurde auch nicht argwöhnisch angeschaut, als die Frisur nicht mehr sitzte oder sich das eine oder andere Schweisströpfchen auf die hauseigene Stirn begab, auch nicht mal dann, als man sich zu später Stunde zu eher ungewöhnlichen, aber wundervoll spassigen Tanzmanövern hinreissen liess. Es tat gut, sich frei zu fühlen und die Arme in die Luft zu reissen und bemerken, dass eine Durchmischung der Ausgeh-Kulturen eben doch funktioniert. Allen Unkenrufen zum Trotz.
Fazit: Sudoku zur später Stunde macht fit für die nächste Runde. (keine Angst, das macht nun wirklich keinen Sinn)