Wie du merkst, dass du als Kellnerin den Job wechseln solltest

Als ehemalige Barmitarbeiterin lese ich mit Genuss Satire-Beiträge zum Arbeitsalltag im Service. Denn – sind wir mal ehrlich – die Interaktion mit den Gästen trägt doch immer wieder skurrile Blüten. Manche Besucher gehen einem ehrlicherweise auch tierisch auf die Eierstöcke. Als Freundin vieler leidenschaftlicher Gastronomen stolperte ich regelrecht über den Beitrag Wie du beim Ausgehen mit Barpersonal umgehen solltest. Eigentlich mit gesundem Sarkasmus ausgestattet, musste ich mich ziemlich fest in meinem Stuhl winden.

Liebe Isabella, vielleicht verkenne ich deinen dunklen Sinn für Humor komplett. Vielleicht wolltest du mit deinen aussagekräftigen Fluchwörtern wie «Arschloch« oder «Idiot« besonders edgy sein (ist ja schliesslich VICE, ne). Aber dieser Erguss ist für mich eine Klatsche ins Gesicht derer, die ihren Job gerne machen, einen gewissen Servicegedanken hegen und sich bewusst sind, dass die Gäste letztlich ihren Lohn bezahlen.

Zwischen ironisch-liebevollem Amüsement über Stereotypen und generellen, frustrationsgeladenen Hasstiraden liegt eine nicht so feine Linie. Daher kam nicht nicht drum herum, den Artikel ein wenig auseinanderzupflücken. Für meine Psychohygiene und für alle, die ihren Job in der Gastro grundsätzlich mögen.

 

Hör mit den beschissenen Bestellsprüchen auf

Bestellungssprüche wie „Kannst du mir die Luft aus dem Glas lassen?“, „Einen Gin Tonic, aber für Erwachsene!“ oder „Ein kleines Bier in einem großen Glas. Und bitte voll machen.“, gehen nicht. Du bist nicht einmal in der angebrochenen Stunde das erste Arschloch, das auf diese „witzige“ Idee kommt. Auch wenn wir lächeln-wir tun ausnahmslos nur so, als wäre das ansatzweise lustig. Du bist ein unkreativer Idiot, der wahrscheinlich noch immer Blondinenwitze erzählt. Und noch was: Wenn wir sehen, dass du in Aufbruchstimmung bist und zu deinem Tisch kommen und fragen: „Willst du zahlen?“, dann-ALTER-denk nicht mal daran zu sagen „Nein, zahlen WILL ich nicht, aber MÜSSEN.“ Wirklich nicht. Du Idiot.

Okay, ich gebe zu, diese total originellen Sprüche nerven irgendwann. Hast du jedoch schon einmal darüber nachgedacht, dass dies ein zwar tollpatschiger, aber vielleicht grundehrlicher Versuch sein könnte, das Servicepersonal aufzuheitern? Arschloch? Idiot? Echt?

 

Hör auf zu denken, dass wir deine Gedanken lesen können

Es gibt sie diese Menschen, die zu dir an die Bar kommen und sagen: „Wein.“ Abgesehen davon, dass „Bitte“ und „Danke“ meistens zu viel verlangt ist, stehen wir auch vor einem anderen Problem: Welchen Wein? Eine häufige Antwort in so einem Fall ist „Na ja, einen Chardonnay natürlich.“ N-a-türlich, ganz klar. Wie konnte ich das nicht erkennen? Die Frage nach der Sorte erspart man sich besser. Und wenn ich schon zu deinem Tisch komme und frage, ob du noch ein Bier möchtest, dann möchte ich als Antwort nicht, „Was soll die Frage, sicher will ich noch ein Bier haben“, hören. Woher soll ich wissen, dass dir deine vier Bier noch nicht gereicht haben? Aus der Kristallkugel?

Schon einmal von Humor gehört? Es gibt so viele andere Wege, auf solche Sprüche zu reagieren als mit blankem Ärger. Man könnte charmant-süffissant kontern: „Ich muss wohl an meinen telepathischen Fähigkeiten arbeiten“ bis zu „Ah ja klar, wie dumm von mir, es gibt ja nichts anderes als Chardonnay“. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten. The world is your oyster.

 

Gib uns verdammt nochmal Trinkgeld

Newsflash: Kellner leben vom Trinkgeld. Ihr kennt den Spruch ja: Tip is not a town in China. Solange der Kellner nicht vor deinen Augen in dein Getränk reinspuckt, hast du Trinkgeld zu geben. Und zwar nicht unter 5%. Um dein Gedächtnis aufzufrischen: 10% bei Getränken und 20% bei Speisen. Wenn du kein Geld hast, trink Paderborner oder Tetrawein und nerve jemand anderen. Wenn du mir bei einer Rechnung von 39,60 Euro nur 40 Euro gibst und mit einer gönnerhaften Visage, „Passt schon“, sagst, dann, genau dann möchte ich dir ein Orchester bestellen, um deine Großzügigkeit zu feiern. Nicht, Arschloch. Und wenn du bei einer Zwischenrechnung Trinkgeld gibst, lass dir folgendes gesagt sein: Diese Rechnung ist Vergangenheit und zählt nicht für die nächste.

NEWSFLASH – Trinkgeld gibt es dann, wenn DU dich nicht wie ein Arschloch benimmst und deine Gäste freundlich und zuvorkommend bedienst. Dein Text lässt mich etwas an diesen Fähigkeiten zweifeln. Zur Erinnerung: in der Schweiz verdient man im Service einen Lohn (Zugegebenermassen einen schlechten). Trinkgeld ist in der Schweiz im Preis zudem inbegriffen. Klar, ich hab innerlich auch oft die Augen verdreht, wenn Leute ihr Füfzgi zurück wollten (insbesondere, wenn da noch ne Geldklammer mit Zweihunderternoten auf dem Tresen lag). Trinkgeld geben gehört für mich auf jeden Fall dazu. Es einfach frech zu erwarten, ist kein feiner Zug. Und bevor du wieder einmal Leute ohne Kohle aus dem geselligen Leben ausschliesst: Das sind oft diejenigen, die Trinkgeld geben. Weil sie wissen, wo es weh tut.

 

Frag uns nicht, was denn das beste Getränk wäre

Freundchen, woher soll ich wissen, was du in deinen Erste-Welt-Körper reinschütten sollst? Es ist mir scheißegal. Und das Einzige, was ich dir in so einem Fall empfehle, ist die Tür. 

Schade, dass es dir scheissegal ist, dass deine Gäste was auf deine Expertise geben. Ist auch kacke, wenn die Leute einen gut finden und dann – oh SCHRECK – vielleicht wegen dir wieder kommen. Ich war letztes Jahr in NYC in einigen (gar nicht fancy!) Bars. Da glänzen bei den Barkeepern die Augen, wenn man sie darum bittet, eine persönliche Empfehlung abzugeben. Da muss man keine Sekunde über (zusätzliches) Trinkgeld diskutieren. Und für deren Lohn hättest du wohl nur ein müdes, privilegiertes Lächeln übrig.

 

Wenn du diesen Satz dann noch mit so was wie Puppe, Meister, Chefin oder sonst einem beschissenen Spitznamen beginnst, kannst du dir gratulieren. Du hast dich nämlich gerade zum unbeliebtesten Menschen der Welt gemacht. Weitere Dinge, die man wirklich nicht tut: Schnippen, pfeifen, wie in der Schule aufzeigen (ein kurzes Handzeichen reicht völlig) oder – am schlimmsten – winken. Wenn du winkst, winke ich zurück und damit hat sich die Sache für mich erledigt.

Keine Diskussion. DAS ist der Zeitpunkt, jemanden zu wünschen, dass er mehrmals barfuss und mit Anlauf auf einen Legostein tritt.

 

Schrei uns nicht an

Wir wissen: Es ist laut. Du weißt nicht: Wir hören dich auch ohne, dass du uns in deiner Betrunkenheit ins Gesicht spuckst, weil du aus voller Inbrunst nach deinem verdammten Vodka Bull schreist. Schließlich haben wir gelernt, euch Wahnsinnigen von den Lippen zu lesen.

Genau richtig. Die meisten wissen es nicht und können es nicht einschätzen. Es gibt also keinen Grund, gleich zickig zu werden.

 

Auch in anderen Fällen hast du uns nicht anzuschreien. Solltet ihr in einer Bar sein, in der es Essen gibt: Meistens kann der Kellner nichts für den Fraß, der dir an den Tisch gebracht wird. Wenn du mich anschreist, dass der Salat von Aldi ist und wie du dazukommst, das zu essen, dann mein Freund, dann weiß ich das auch nicht. Wann werdet ihr lernen, dass Koch und Kellner zwei verschiedene Berufe sind? Niemals, nicht wahr?

Es ist klar, dass du nichts für das Vergehen in der Küche kannst und es ist in der Tat nicht fair, dass gewisse Dinge an dir ausgelassen werden (und hast auch das recht, ab einem gewissen Tonfall zu kontern). Du bist als Servicepersonal jedoch das Aushängeschild des Lokals und die einzig sichtbare Person für den Gast. Kein Job ist perfekt – Frag mal die Dame, die für ihren Lebensunterhalt Klos putzt. Also: Krönchen aufsetzen, weitermachen und im Zweifelsfalle beim Scheff petzen.

 

Eine Minute Geduld ist nicht zu viel verlangt

OMG. Manchmal kommt mir vor, Kellnern sei nichts anderes, als sich mit gierigen Hyänen um Energie zu prügeln. In der Regel werden Gäste wie bestellt (haha) im größten Stress ungeduldig und zu nörgelnden Kleinkindern. Ehrlich, wir bemühen uns, jeden einzelnen so schnell wie möglich zufrieden zu stellen, aber manchmal ist eben viel zu tun. Das seht ihr auch, aber aus irgendwelchen Gründen fehlt euch die Fähigkeit, eins und eins zusammenzuzählen. Generell gilt: Wenn der Kellner länger für deine Bestellung braucht, dann gibt es einen Grund. Wenn der Grund ist, dass du scheiße bist, dann bist du selbst Schuld.

Ja, es gibt sie, die stämpfelnden Gesellen, die Vordrängler und die, die meinen, sie seien die einzigen auf dieser Welt. Ohne dir persönlich etwas unterstellen zu wollen:Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass die eigene Ausstrahlung eventuell einen Einfluss auf die Stimmung der Gäste haben könnte? Ich weiss – was für eine Erleuchtung! Wenn beim Barpersonal der Anschiss schon aus allen Poren kommt, muss man nicht überrascht sein, wenns mal aus einer Ecke quengelt.

 

Hör auf uns anzumachen und wage es nicht, uns anzufassen

Keine Kellnerin will deine dämlichen Sprüche über ihr Aussehen hören. Was auch immer du von dir gibst-wir haben es uns schon Millionen Mal von einem Anderen anhören müssen, der vor dir da war. Behalte deine Anmachsprüche für dich. Jeden. Wir sind nicht da, um mit euch zu flirten oder euch unsere Nummer zu geben. Wir sind hier, weil wir gerne in den Urlaub fahren, uns Möbel kaufen wollen oder gerne mit dem Taxi fahren. Anstarren könnt ihr euch auch abschminken. Findest du das angenehm, wenn dich jemand ansieht, als würde er überlegen, dich zu kaufen?

Und das, was du wirklich niemals, never ever, unter gar keinen Umständen jemals machen solltest: FASS. UNS. NICHT. AN. Greif uns nicht an den Arsch, berühre unsere Hand nicht „zufällig“, lass unsere Hüften in Ruhe und denk nicht dran uns zum Abschied ein „Küsschen“ auf die Wange zu geben. Wir werden ziemlich sicher kotzen müssen.

Absolut. Richtig. Fuck yeah. Übergriffe, egal, ob verbal, nonverbal oder handgreiflich, sind scheisse. Aber das gehört für mich in einen eigenen Artikel. Und zwar als Hauptthema. Ganz an den Anfang.

Glückwunsch! Mit diesem Beitrag hast du bestimmt erreicht, was du wolltest: weniger Menschen an deinem Tresen. Dummerweise werden sich wohl genau die von dir vergrault fühlen, die sich anständig benehmen. Vielleicht solltest du dir einen neuen Job suchen. Kleine Vorwarnung: Meist sind Menschen involviert.

In diesem Sinne: Cheers!

Oh, du fröhlicher Konsum!

Ich bin mir im Klaren, dass das Filmchen, das mir heute von einer Freundin zugeschickt wurde, schon etwas betagt ist. Trotzdem erinnert es uns mal wieder daran, wie schnell wir Menschen zu hungrigen Tieren mutieren, wenn es darum geht, irgendwie Sesterzen sparen zu können. Auch steigen wieder die alljährlichen Horror-Einkaufsszenarien um Weihnachten ins Bewusstsein und all die guten Gründe dafür, in dieser Zeit einen grossen Bogen um Warenhäuser zu schlagen und die damit verbundenen Futterneidkämpfe zu vermeiden.

Unsinnig an solch Szenarien ist ja, dass man sich genau in diesen Momenten wohl am weitesten vom Sparen oder einem sonst sinnvollen Lebensstil entfernt. Es geht ums Hamstern, mich dünkt sogar, dass es sich fast um eine Sportart handelt, wer denn nun mit den meisten Mixern, Computern, Spielen und Monitoren rausrennt. Man könnte sogar vermuten, dass da der tief verborgene, ursprüngliche Reflex des Vorratsammelns wieder emporsteigt, sozusagen der nackte Kampf um das Überleben.

Danach sassen wohl so einige Familienväter in ihrer von Geräten überquellenden Wohnzimmern, sich fragend am brummenden Schädel kratzend, was da in diesen Stunden wohl in sie gefahren sein mochte. Konsumkater, ahoi.

Linux zum Kuscheln

Ich weiss, das ist für alle Geeks ganz und gar nichts Neues. Aber ich muss sagen, seit ich heute diesem herzerweichenden Linux-Plüsch-Pinguin begegnet bin, hab ich meine Existenz als Knuddeltiergeschenk-Hasserin aufgegeben. (Achtung: Diddl geht immer noch nicht. Und wird auch nie gehen. Diddl. Must.Die)

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der süsse Tux

Kein rundes Funken in Zoorich

Alle Jahre wieder verschlägt es ein bestimmtes Grüppchen von Freunden an die an sich herrliche Veranstaltung Rundfunk. Diese steht in diesem Jahr klar unter dem Stern „Schneller, grösser, und vor allem breiter“. Und so sehr meine Wenigkeit hinter diesem entzückenden Fest stehen kann, geben sich Oli und Konsorte doch solche Mühe um alles liebevoll herzurichten, konnte man deutlich feststellen, dass die grössere Fläche umso mehr Menschen anzog, an sich auch in vollster Ordnung, bloss dass es oftmals eher die ruppigere Sorte Mensch ist, die sich da tummelt. Man kann wirklich kein Verständnis dafür aufbringen, wenn man sieht, wie der gut situierte Zürcher und dessen weibliches Pendant zur Hochform auflaufen kann, wenn er/sie nicht binnen Sekunden das Kaltgetränk vor das verwöhnte Näschen serviert bekommt. Anstelle waltender Milde gegenüber der leicht gestressten Lage der Barmitarbeiterinnen, die zu dritt gegen ungefähr 200 Menschen antreten müssen, kehren sie ihre dunkelste Seite heraus, und machen das Leben der Mädels zur Mini-Hölle. Interessant daran ist ja, dass man so wieder einmal erkennen kann, dass wir einerseits tatsächlich nur für uns selbst schauen, wenn es hart auf hart kommt, sich andererseits die Gier der modernen Gesellschaft und deren Verhalten nicht unbedingt von den Neandertalern untscheidet. Wir sind einfach besser angezogen. Zumindest von unserem Blickwinkel her betrachtet. Man muss vielleicht gewisse Mitmenschen wieder einmal darauf aufmerksam machen, dass es uns einfach zu gut geht, wir folglich doch auch mal einige Minuten irgendwo auf unsere frisch erworbenen Güter warten können, kriegen tun wir sie ja so oder so problemlos. Ausserdem hat uns Mami doch schon erklärt, dass wir im Leben weiterkommen, wenn wir geduldig, offen und freundlich gesinnt sind. Ekstatisches Anbrüllen von Barpersonal, Augenverdrehen ob der Nachfrage der Bestellung,oder absichtliches mit Füssen treten der Mitwartenden kommen, so glaube ich zumindest, nicht im Erziehungsrepertoire unserer Mütter vor. Wobei man sich bei Letzterem durchaus nicht mehr so sicher sein kann.

So kehrt man abgekämpft und erhitzt zum vertrauten Grüppchen zurück, sich fragend, wann und vor allem WO genau das mit der Undankbarkeit und Unzufriedenheit in unserem sozialen Netz begonnen hat. Sicher, jeder hat mal einen schlechten Tag, es ist jedoch eher unwahrscheinlich, dass genau einige hundert Leute gleichzeitig ihre maulige Phase durchleben. Man könnte beinahe vermuten, man sei des vielen Socializens langsam überdrüssig und das vielseite Angebot von Vergnügungsorten zur Investition unseres Geldes mache uns nur noch verwirrt und trotzig. Es gibt natürlich Wege aus der Misere, man kann einerseits seine Empathie mal wieder aus der verstaubten Ecke holen und sie gegen das Ego eintauschen, oder einfach einmal die entzündeten Augen aufmachen und richtigen Freunden hallo sagen. Interessiert zu sein am Befinden anderer Menschen. Sich freuen, dass die Bäume grün bestrahlt werden und die Sterne doch noch eine Chance haben, mit ihnen um die Wette zu funkeln. Zu bemerken, dass der Drink trotzdem mundet, auch nach längerem Warten, weil man ihn in guter Gesellschaft konsumiert . Und einfach mal dankbar sein. AMEN.

Fazit: Lieber mit guten Freunden grillieren, als mit Unmut zu brillieren. Oder so.